Als jage der Wahnsinn auf Rossen hinter ihm» geht Jakob Lenz im Januar 1778 durchs Gebirge. Der getriebene Dichter findet Zuflucht beim elsässischen Pfarrer Oberlin. Basierend auf dessen historischen Aufzeichnungen hat Georg Büchner in seiner Novelle Lenz das Schicksal eines jungen, hochsensiblen Aussenseiters der Sturm und Drang-Zeit geschildert. Dieser Text inspirierte den 25-jährigen Komponisten Wolfgang Rihm 1978 zu einem frühen Erfolgswerk, das inzwischen zu den meistgespielten Kammeropern des 20. Jahrhunderts gehört. Die musikalische Konsequenz aus Lenz’ Zustand sei, so Rihm, «eine Stunde extreme Kammermusik, eigentlich kein Kommentar, sondern die Hauptperson selbst als vielschichtige Handlungsebene.» Rihm hat vor allem die Stimmen vertont, «die nur Lenz hört». Mit ihrem hochexpressiven, scharfkantigen, aber auch lyrisch empfindsamen Ton führt Rihms Musik direkt in die Seele seines Protagonisten. Die Kammeroper, in der «das Menschliche oft ins Märchenhafte» umschlägt, wird im Rahmen unseres Programms zu Rihms 70. Geburtstag von der Schweizer Regisseurin Mélanie Huber inszeniert. Auf der Theaterbühne hat sie sich u.a. mit Robert Walsers Kleist in Thun oder Melvilles Bartleby bereits mehrfach mit Aussenseiterfiguren beschäftigt.
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